Sonderausstellung:
Sou Vai Keng +
Martin Zeller

Vernissage: Freitag, 13. Juni 2025, 19 Uhr

Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag, 14–22 Uhr

Künstler:innengespräch: Donnerstag, 19. Juni 2025, 19 Uhr

Finissage: Freitag, 27. Juni, 19 Uhr

Adresse: Franck Areal, Horburgstrasse 105, 4057 Basel, Eingang über Mauerstrasse 90

In seiner aktuellen Werkreihe richtet der Basler Künstler Martin Zeller den Blick auf Räume, in denen die Zeit stillzustehen scheint – verlassene Industriehallen, leerstehende Bürogebäude, Orte, die einst vom menschlichen Arbeitsalltag geprägt waren. Gemeinsam mit der Autorin und Künstlerin Sou Vai Keng bildet Zeller das kreative Duo hinter Werke und Spiele, einem Projekt, das mittels grossformatiger Fotografie und poetischen Texten über den urbanen Wandel reflektiert. Ausgangspunkt ihrer Auseinandersetzung ist eine Reihe von Umnutzungsprojekten des Basler Architekturbüros In Situ unter der Leitung von Barbara Buser – bekannt für seine Pionierarbeit bei der Wiederbelebung industrieller Brachflächen wie dem Gundeldinger Feld in Basel, dem Ziegelhof in Liestal und dem Lagerplatz in Winterthur.

Zeller nähert sich diesen Räumen mit einer hochauflösenden fotografischen Technik, die selbst kleinste Details sichtbar macht: Rost auf einem Stahlträger, abblätternde Farbe, abgenutzter Bodenbelag. Die so entstehenden Bilder sind keine klassischen Architekturfotografien, sondern abstrakte, taktile Bildkompositionen. Manche sind bis zu 320 Zentimeter breit und erinnern an texturierte Landschaften der Erinnerung – Fragmente einer kollektiven Vergangenheit, die von Arbeit, Produktion und Verfall erzählt.

Diese Erfahrung des Zeitvergehens – von Zeller als „Oxidation der Zeit“ bezeichnet – zeigt sich nicht nur im Motiv, sondern auch in der Präsentation der Werke. In diese visuellen Erinnerungsspeicher webt Sou Vai Keng kurze literarische Texte ein – mit archivfesten Tinten und Stiften direkt auf die Fotografien geschrieben. Ihre poetischen und oft surrealen Fragmente reflektieren die Ethik und Entwicklung von Arbeit und greifen dabei auf ebenso unterschiedliche Quellen zurück wie den antiken griechischen Dichter Hesiod oder die hochorganisierten Gesellschaften der Ameisen. Ihre Texte erweitern das Thema Arbeit über die industrielle Geschichte hinaus und betten es in einen grösseren kulturellen und philosophischen Zusammenhang menschlicher Erfahrung ein.

Seit 2010 arbeiten Zeller und Sou zusammen. Frühere Projekte führten sie unter anderem nach Berlin, München, Hongkong und Lissabon. Was ihre Arbeiten verbindet, ist eine gemeinsame Sensibilität für Atmosphäre und Erzählung – jene immateriellen Schichten, die den urbanen Raum durchdringen. So untersuchten sie in New Gardens poetische Interventionen im städtischen Raum, während sie in LX Under Construction, ihrer Langzeitstudie zur Gentrifizierung in Lissabon, die kulturellen und sozialen Folgen rasanten städtischen Wandels beleuchteten.

Werke und Spiele, 2024 realisiert mit Unterstützung von baubüro in situ, Denkstatt sàrl, unterdessen und Zirkular, setzt diesen Weg konsequent fort.

Der Titel verweist auf Friedrich Schillers Schrift Über die ästhetische Erziehung des Menschen, in der das Spiel als höchste Form menschlicher Freiheit beschrieben wird. In diesem Sinne zeigt sich auch in Zellers Fotografien eine Art ästhetische Verspieltheit – eine Sensibilität, die Betrachter:innen dazu einlädt, scheinbar Übersehenes oder Verfallenes neu zu betrachten.

In einer Zeit, in der Städte häufig den Abriss dem Erhalt vorziehen, schlagen Zellers Bilder einen alternativen Weg vor: einen, der das Bestehende, das Vielschichtige, das Unvollkommene wertschätzt. Seine Arbeiten wollen die Vergangenheit nicht monumental verherrlichen, sondern offene Räume für Reflexion schaffen – visuelle Denkräume, in denen sich Erinnerung und Material begegnen.

In Kooperation mit baubüro in situ ag, Denkstatt sàrl, unterdessen, Zirkular GmbH